Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
So legte es einst Johann Wolfgang von Goethe seinem Dr. Faustus in den Mund und so geben seine Verse bis heute einem Urgefühl alles Menschlichen, das zweifelt und hofft, einen befreienden Ausdruck.
Dass Goethes Dichtung nichts von ihrer Wirkung eingebüßt hat, liegt wohl zunächst am Wort vom „Eis“, in dem alles anklingt, was uns klamm und kalt, erstarrt und manchmal auch schockgefroren zurücklässt. Unwillkürlich steht jedem, der Goethes Gedicht hört oder liest, vor Augen, was das sein könnte - sowohl im persönlichen Bereich, als auch in der Gesellschaft, die uns umgibt. Das Bedrohliche des Eises, das uns paralysieren und und bewegungsunfähig machen kann, liegt dabei weniger in dem Schlimmen, das uns schon betroffen hat, sondern in den Befürchtungen dessen, was uns noch ereilen könnte. Unsere Ahnungen, die sich in eine noch ungekannte Zukunft richten, verlangsamen den Puls unserer Gedanken und Empfindungen, als wäre eine Eispackung um unser Herz gelegt.